Ausbildungswege für professionelle Dolmetschende

Übersetzen und dolmetschen – das kann doch eigentlich jeder, der mehrere Sprachen fliessend spricht, oder? Wenn Sie es selber schon einmal versucht haben, dann wissen Sie, dass es nicht ganz so einfach ist. 

Sowohl für Übersetzer als auch für Dolmetscher gibt es Studiengänge, Weiterbildungen und Zertifizierungen. In diesem Beitrag geht es darum, wie der Weg zum Beruf als interkultureller Dolmetscher aussehen kann und wodurch sich qualifizierte Dolmetschende auszeichnen.

Voraussetzungen

Im Normalfall dolmetscht man immer in bzw. aus einer Sprache, die man auf muttersprachlichem Niveau beherrscht. Die meisten Dolmetschenden haben zusätzlich eine, zwei oder drei Arbeitssprachen, d.h. Sprachen, die sie erst später im Leben gelernt haben und nicht ganz auf dem Niveau von Muttersprachlern, aber dennoch verhandlungssicher oder fliessend beherrschen. Um das Sprachniveau zu messen, gibt es den Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen, der die Sprachkenntnisse in sechs Stufen von A1 (Anfänger) bis C2 (Experten) einteilt. 

Die Arbeitssprachen beherrschen die Dolmetschenden meist schon vor Beginn ihrer Ausbildung; bei einem Hochschulstudium kann man sie aber auch im Rahmen des Studiums erlernen.

Über die Sprachkenntnisse und ein gutes Sprachgefühl hinaus sollte man als angehender Dolmetscher auch Spass an der Kommunikation und gute zwischenmenschliche Fähigkeiten mitbringen. Ausserdem ist es wichtig, belastbar zu sein. Hohe Konzentrationsfähigkeit, ein gutes Gedächtnis und eine schnelle Auffassungsgabe zahlen sich ebenfalls aus.

Was lernt man in Studium und Ausbildung über die Sprache hinaus?

Wenn es nur ums Sprachenlernen ginge, dann könnten wahrscheinlich viel mehr Menschen mit soliden Sprachkenntnissen auch automatisch erfolgreich dolmetschen. Ein hoher Mehrwert des Studiums liegt aber gerade in den Skills, die über die reinen Sprachkenntnisse hinausgehen. Dazu gehören unter anderem:

  • Kulturkunde
  • Fakten und Terminologie über den Fachbereich, in dem man sich spezialisiert (beispielsweise Rechtliches, Medizin, Wirtschaft, Technik)
  • Terminologie-Management
  • Notizensysteme 
  • berufliche Skills wie professionelle Vorbereitung auf Dolmetscheinsätze, professionelles Auftreten und Diskretion

Hochschulstudium

Im Studium kann man beispielsweise den Bachelorabschluss in Angewandten Sprachen des Instituts für Übersetzen und Dolmetschen an der ZHAW erwerben und sich dann im Masterstudium auf Konferenzdolmetschen spezialisieren. Auch die Université de Lausanne hat Studienabschlüsse im Übersetzen im Angebot.

Ein Studium bietet sich an, wenn man wirklich tief in die Materie des Übersetzens und Dolmetschens einsteigen und auch viel theoretisches Wissen erwerben möchte.

Eidgenössischer Fachausweis

Abgesehen vom Hochschulstudium gibt es in der Schweiz ausserdem die Möglichkeit, den eidgenössischen Fachausweis für interkulturell Dolmetschende und Vermittelnde zu erwerben. Es handelt sich dabei um eine modulare Ausbildung, die berufsbegleitend innerhalb von 2-3 Jahren absolviert werden kann. Am Ende steht eine vom Bund abgenommene Abschlussprüfung.

Im Gegensatz zum Hochschulstudium ist für den eidgenössischen Fachausweis der Nachweis von rund 500 Praxisstunden im interkulturellen Dolmetschen nötig, es handelt sich also um eine sehr praxisnahe Ausbildung. 

Der Fachausweis erfordert Kenntnisse der deutschen Sprache auf Niveau C1, dem zweithöchsten Niveau, und nimmt die verschiedenen Einsatzbereiche von interkulturellen Dolmetschenden wie Behörden, Gerichte und Einsätze im Asylverfahren oder im psychotherapeutischen Bereich in den einzelnen Modulen gezielt in den Blick.

Zertifikat INTERPRET

Als Basisqualifikation für interkulturell Dolmetschende gibt es in der Schweiz das Zertifikat INTERPRET von der gleichnamigen nationalen Interessensgemeinschaft. Das Zertifikat INTERPRET erfordert 50 Stunden Praxiserfahrung im interkulturellen Dolmetschen sowie Deutsch auf Niveau B2. Viele Dolmetschende mit dem Zertifikat INTERPRET haben im Ausland einen Beruf gelernt und ausgeübt, können oder möchten diesen aber in der Schweiz nicht ausüben und haben mit dem Zertifikat INTERPRET die Möglichkeit, professionell in den Dolmetschberuf einzusteigen, ohne eine mehrjährige Ausbildung abzuschliessen. 

Die Qualifizierung durch INTERPRET schliesst auch einen Supervisions-Teil ein und die Inhabenden des Zertifikats werden ermächtigt, “durch Dolmetschen in Trialog-Situationen die Verständigung zwischen Gesprächsteilnehmenden unterschiedlicher Herkunft zu ermöglichen.“ 

Der Fokus liegt dabei auf dem Dolmetschen im Bildungs-, Gesundheits- und Sozialwesen.

In der Schweiz verfügen aktuell mehr als 1’500 Dolmetschende über das Zertifikat INTERPRET.

Dolmetschen ohne Ausbildung?

Vom Einsatz von Personen, die keinerlei Dolmetsch-Ausbildung durchgemacht haben, ist im Allgemeinen abzuraten. Auch wenn Laiendolmetscher gute Sprachkenntnisse mitbringen, fehlen ihnen die weitergehenden Qualifikationen, die sie befähigen, schwierige Gesprächssituationen kompetent, neutral und wertungsfrei zu managen und sicherzustellen, dass wirklich alle Gesprächsbeteiligten die relevanten Informationen erhalten.

Qualitätssicherung

Bei dolmX achten wir darauf, dass unsere Dolmetschenden eine relevante Ausbildung vorweisen können, die sie zum professionellen Dolmetschen ermächtigt. Gleichzeitig ermutigen wir unsere Dolmetschenden sich weiterzubilden, indem wir Weiterbildungsmassnahmen unterstützen. 

In der Qualitätssicherung ist für uns auch Ihr Feedback entscheidend: Nach jedem Einsatz können Sie Feedback dazu geben, wie der Dolmetscheinsatz gelaufen ist, sowohl in Hinblick auf die Kommunikation als auch auf die persönlichen Skills des Dolmetschenden und die technische Umsetzung. So stellen wir eine gute Dolmetschpraxis sicher, die Ihnen jederzeit kompetente Kommunikation mit Ihren Gesprächspartnern ermöglicht.

Titelbild von Tim Gouw auf Unsplash

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