Dolmetschen per Video oder vor Ort?

Seit Beginn 2020 haben wir an vielen Stellen gemerkt, dass es nicht nötig ist, am selben Ort zu sein, um erfolgreich zusammenzuarbeiten. Doch wie sieht das Ganze beim Thema Dolmetschen aus, wo zwischenmenschliche Komponenten oft eine zentrale Rolle spielen? Wo hat das Videodolmetschen das Dolmetschen vor Ort bereits gleichwertig ersetzt, wo ist es vielleicht gar nicht möglich?

Simultandolmetschen per Video

Sehen wir uns zunächst das Simultandolmetschen an, also das Dolmetschen, welches gleichzeitig mit dem Ausgangstext abläuft und vor allem auf Konferenzen und Vorträgen zum Einsatz kommt. DIe Nachfrage nach Simultandolmetschen auf Distanz ist deutlich gestiegen. 

Ein entscheidender Grund dafür ist, dass bei Onlinekonferenzen weniger Organisationskosten anfallen und dadurch häufiger Budget verfügbar ist, welches dann beispielsweise fürs Dolmetschen aufgewendet werden kann – eine Leistung, die früher in der Planung eher “hinten runtergefallen” ist. Hinzu kommt, dass Online-Veranstaltungen Personen mit mehr unterschiedlichen Muttersprachen anziehen, da Reisewege entfallen und Veranstaltungen dadurch international zugänglicher geworden sind. Dies resultiert in einer grösseren Nachfrage nach Verdolmetschung.

Ganz entscheidend ist auch, dass es in den letzten zwei Jahren mehrere Firmen geschafft haben, nutzerfreundliche Lösungen für das so genannte Remote Simultaneous Interpreting (RSI) anzubieten, die mit Videocall-Anbietern wie Zoom, Microsoft Teams oder Google Meet voll kompatibel bzw. integriert sind.  

Grundsätzlich passt sich Simultandolmetschen immer dem Setup des Events oder Gesprächs an, das verdolmetscht wird: live oder remote, beides ist ohne grosse Qualitätsunterschiede möglich. Das richtige Setup ist allerdings sowohl vor Ort als auch remote technisch komplex und muss von allen Beteiligten gut geplant werden. 

Konsekutivdolmetschen per Video

Beim Konsekutivdolmetschen, vor allem mit interkulturellem Aspekt, handelt es sich anders als beim Simultandolmetschen um einen “Trialog”, bei dem der oder die Dolmetschende Teil des Gesprächs ist. Die zwischenmenschliche Komponente ist entscheidend, denn es werden meist Gespräche in Institutionen des öffentlichen Sektors verdolmetscht, in denen es um viel geht, zum Beispiel um Patientengespräche im Spital, Beratungen auf Ämtern, Anhörungen vor Gericht. 

Es gibt hier zwei Varianten des interkulturellen Dolmetschens per Video: Entweder befindet sich der Auftraggeber gemeinsam mit der Zielperson vor Ort und schaltet den Dolmetschenden per Video zu (dies ist zum Beispiel im Gesundheitsbereich häufig der Fall, wenn Ärzte ihren Patienten vor Ort untersuchen müssen) oder alle Beteiligten wählen sich per Video in den gemeinsamen Call ein.

Ein grosser Pluspunkt für das Dolmetschen per Video ist aktuell, dass sich die meisten von uns in den vergangenen zwei Jahren an die Kommunikation per Video gewöhnen konnten und uns das ganze Setup nicht mehr so fremd oder unnatürlich vorkommt. Ausserdem haben viele Institutionen, in denen gedolmetscht wird, signifikante Fortschritte hinsichtlich ihrer technischen Ausstattung und Qualität der Internetverbindung gemacht, wodurch sich die Infrastruktur für das Videodolmetschen innert kurzer Zeit enorm verbessert hat.

Interkulturelles Dolmetschen per Video

Beim interkulturellen Dolmetschen per Video gibt es einige klare Vorteile für alle Beteiligten:

Für Menschen, die auf Dolmetschdienste angewiesen sind, kann das Dolmetschen per Video eine grosse Erleichterung sein. Wo zuvor Familienangehörige mitgebracht werden mussten, die dann dolmetschen sollten, oder unqualifiziertes Personal fürs Dolmetschen herangezogen wurde, oder wo Termine mit langen Wartezeiten verbunden waren, um einen Vor-Ort-Dolmetscher bereitstellen zu können, kann jetzt per Video Zugang zu Dienstleistungen und wichtigen Informationen schnell gewährleistet werden.

Auf Seite der Auftraggebenden ist es ebenfalls eine Entlastung, wenn das Hinzuziehen von Dolmetschenden keinen grossen Mehraufwand in der Organisation bedeutet, gerade wenn man wie bei dolmX durch ein automatisiertes und schnelles Buchungssystem unterstützt wird. Es fallen ausserdem Reisekosten weg, die sonst oft einen Grossteil der Kosten eines Dolmetscheinsatzes ausmachen. Dies führt dazu, dass sogar mehr Dolmetscheinsätze gebucht und durchgeführt werden können als zuvor und insgesamt noch immer Kosteneinsparungen zu verbuchen sind.

Auch für Dolmetschende ist es ein Vorteil, dass Anfahrtswege ausbleiben und so mehr Aufträge angenommen und durchgeführt werden können, auch zu Randzeiten, zu denen man sonst wegen langer An- und Abfahrten nicht arbeiten könnte. Generell ermöglicht Videotechnologie somit auch Dolmetschenden mehr Flexibilität. 

Natürlich gibt es weiterhin eine Reihe von Gesprächssituationen, in denen das interkulturelle Dolmetschen vor Ort klar vorzuziehen ist und ermöglicht werden sollte. Hierzu zählen vor allem emotionale und inhaltlich sehr komplexe Gespräche, sehr lange Einsätze, das Dolmetschen vor Gericht, wo es um Aussagen von hoher Tragweite geht, und im Allgemeinen um Gespräche, in denen das Vertrauen der Zielperson erst noch gewonnen werden muss, zum Beispiel in der Psychotherapie oder in Krisensituation.

Eines lässt sich sicherlich nicht abstreiten: Digitale Kommunikation wird immer häufiger. Das betrifft auch Dienstleistungen, die klassischerweise eher analog gefragt waren. Diese Entwicklung bietet die Chance zu Innovation und zur radikalen Vereinfachung komplizierter Prozesse, wovon letztlich alle profitieren können. Freuen Sie sich mit uns auf die Zukunft des Dolmetschens und probieren Sie dolmX einfach mal aus!  

Titelbild von Dylan Ferreira auf Unsplash

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